Marcel Broodthaers

Pressetext M + R Fricke Berlin 2015

Marcel Broodthaers | Kurator Jürgen Harten
Einführung Eugen Blume, Leiter Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart

19. September bis 17. Oktober 2015

Diese, von Jürgen Harten kuratierte Ausstellung illustriert den Inhalt seines gerade erschienenen Buches über Marcel Broodthaers’ Projekt für eine Abhandlung aller Figuren in drei Teilen. Die Abhandlung ist ein handschriftliches Manuskript von Broodthaers aus dem Jahr 1971 in Form eines Schulheftes (CAHIER). Dieses CAHIER, über das im Werkverzeichnis der Grafik von Jamar (Nr. 34) vermerkt wird: „Serie von 12 (oder mehr Exemplaren) von Original-Manuskriptheften, Schulformat (etwa 20,5 x 14,5 cm), mit Etiketten..... die alle verschiedene Aufschriften tragen...“ ist in Hartens Buch in Faksimile abgedruckt und kann ab S. 149 nachgelesen werden. Jedes CAHIER ist ein Unikat, d.h. der Inhalt variiert. Allen Exemplaren jedoch liegt ein blauer Umschlag mit einem 100-Mark-Schein bei, aus dem die Abbildung des Adlers ausgeschnitten und an der Spitze der Umschlagklappe aufgeklebt wurde.

Harten vermerkt am Anfang: „...Dieses Buch ist ein Versuch die Kenntnis von Broodthaers’ Tätigkeit in Düsseldorf zu vertiefen“. Es ist auch ein Versuch Broodthaers’ Abhandlung aller Figuren in drei Teilen zu erläutern und zu verstehen. In Hartens „Nacherzählung“ fließen viele Erinnerungen an seine enge Zusammenarbeit mit dem Künstler ein, insbesondere über die Vorbereitung zu der Adler-Ausstellung, an der er intensiv mitgearbeitet hat. (Der Adler vom Oligozän bis heute, Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 1972)

Die für unsere Ausstellung in Auswahl zusammen getragenen Exponate entsprechen mehr oder weniger der Chronologie dieses Buches. Sie ergänzen und illustrieren die im Text geschilderten Erinnerungen an den Künstler und sind authentische Beispiele aus einer fruchtbaren Schaffensphase zwischen Künstler und Kurator. Es empfiehlt sich, dieses Buch zu lesen, um die Ausstellung zu verstehen. Die Exponate, die nur in Kurzform aufgeführt sind, erklären sich nach der Lektüre von selbst, denn viele finden sich in dem Buch im Text oder als Illustration wieder.

Jürgen Harten, Kunsthistoriker und Kurator wurde 1967 Sekretär der 4. Documenta in Kassel unter Arnold Bode. Von 1969 bis 1972 war er Wissenschaftlicher Assistent und stellvertretender Direktor der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf (in dieser Zeit betreute er auch die Ausstellung Der Adler vom Oligozän bis heute) und anschließend, bis 1998, deren Direktor. Von 1998 bis 1999 wurde Harten Gründungsdirektor der Stiftung museum kunst palast Düsseldorf. 2003 kuratierte er im Gropius Bau Berlin die Ausstellung „Berlin–Moskau/Moskau–Berlin 1950–2000“ und 2006 die Ausstellung „Caravaggio“ im kunst palast Düsseldorf.

Marcel Broodthaers (* 28, Januar 1924 in Saint-Gilles, Brüssel; † 28. Januar 1976 in Köln) beginnt eine höchst eigenwillige künstlerische Produktion, die von konzeptuellen Überlegungen getragen ist. Im Werk von Marcel Broodthaers entstehen Arbeiten, die stets die Grenzen von künstlerischem Objekt und Alltagsgegenstand, die ästhetische Definitionsmacht von Museen, Galerien und Kunstkritik und vor allem die gesellschaftliche Praxis des Kunstbetriebes ausloten. Sein frühes Engagement als Poet und Autor führt ihn mit René Magritte zusammen, den er bereits um 1940 kennenlernt.

Die Frage nach dem sozialen Gehalt medialer Vermittlung bringt Broodthaers – anders als Magritte – auch zur Reflexion über das Museum als einer öffentlichen Einrichtung. Welche Wege beschreitet das Museum, um seine Exponate überzeugend zu vermitteln, welche Vorstellungen und angebliche Wahrheiten werden hier erzeugt? Diese insbesondere um 1968 aktuellen Fragen beantwortet Broodthaers mit der Gründung eines eigenen (fiktiven) »(Adler)-Museums« (Musée d’Art Moderne, Département des Aigles, Section XIXe). Mit großem zeremoniellem Aufwand, offenen Briefen und Pamphleten begleitet er seine subversive Aktion, die 1972 nochmals eine Erweiterung in Düsseldorf erfährt, wo er ab 1970 wohnt, und die schließlich auf der Documenta 5 in Kassel präsentiert wird
(aus: museumplatform nrw).

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.

Press release M + R Fricke Berlin 2015

Marcel Broodthaers | Curator Jürgen Harten
Introduction by Eugen Blume, Head of the Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart

Exhibition 19 September - 17 October 2015

This exhibition, curated by Juergen Harten illustrates his recently published book on Marcel Broodthaers 'Project towards a treatise on all the figures in three parts'. The „treatise“ (CAHIER) is a handwritten manuscript Broodthaers wrote in 1971/1972.

The CAHIER about which Jamar writes in his catalog raisonnee of Graphic Works and Books (# 34) is a „...Series of twelve copies (or more) of original handwritten ,Cahiers’, school exercise books (ca. 20,5 x 14,5 cm) with their labels, each with a blue envelope inside containing a 100 DM note ...“ is included as an annex in Harten’s book (starting on page 149).

Harten mentions in the beginning of his book „... I trust that in the process I (indeed, that we) have succeeded in casting a little light on Broodthaers activities in Duesseldorf...“ The book is also an attempt to illuminate and understand Broodthaers’ treatise on all the figures in three parts'. In his re-narration Harten sketches out memories – in particular of his close collaboration with Broodthaers when preparing the eagle exhibition (The Eagle from the Oligocene to the Present, Duesseldorf 1972).

The works we have collected for the exhibition are more or less in the line of the chronology in the book. They amplify and illustrate Harten’s memories of the artist. They are authentic examples of a fruitful collaboration between artist and curator. The reading of the book will allow the visitors to explore the show on their own as many of the exhibited works and documents are published in the book.

Jürgen Harten was Secretary for Arnold Bode's Documenta 4 in Kassel in 1967, and was Director of the Kunsthalle Düsseldorf from 1972 until 1998. At Kunsthalle Düsseldorf, Harten curated a large number of exhibitions including Marcel Broodthaers' The Eagle from the Oligocene to the Present (1972). From 1998 to 2000, Harten was Founding Director of the Museum Kunst Palast in Dusseldorf. 2003 he curated the exhibition Berlin-Moskau/Moskau-Berlin 1950-2000 (Gropius Bau, Berlin) and 2006 the exhibition Caravaggio (kunst palast, Duesseldorf).

Marcel Broodthaers (* 28 January 1924 in Saint-Gilles, Brussels; † 28 January 1976 Brussels), produced an astonishing variety of works in a wide range of media. Heir to fellow Belgian René Magritte, his works have also been linked to Pop Art, Conceptualism, Dada, and Minimalism. While extremely rich in allusion, Broodthaers' s work is ultimately enigmatic and his meaning elusive. In effect, rather than providing answers, Broodthaers's work raises questions, often about the very nature of art and the institutions that protect and foster it. His series of fictional museum installations explored the ways in which context affects the meaning of objects. Many of Broodthaers' later individual works, such as his typographic paintings and plastic plaques, explore the problematic nature of language and the sometimes arbitrary conventions upon which it rests.

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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