An Roswitha


Roswitha Fricke Nachruf Roswitha Fricke, meine liebe Schwester und Geschäftspartnerin, ist am 18. März 2023 viel zu früh von uns gegangen. Es ist ein sehr großer Verlust für mich, die Familie, Freunde und die Künstlerinnen und Künstler. Sie war eine freundliche und offene, aber auch energische Zeitgenossin mit vielseitigen Interessen.

Ihren Weg hat sie sich mit dem Abschluss einer Ausbildung als Buchhändlerin zielstrebig erkämpft. Sie war nicht nur Galeristin, sondern auch eine passionierte Antiquarin, die auch auf diesem Gebiet das Experimentelle liebte.

Neben der Galerie und dem Antiquariat war sie als selbständige Mitarbeiterin der Edition Marzona verlegerisch tätig. Sie wirkte u.a. an der ersten umfassenden Publikation über die Fotografie am Bauhaus mit, der Serie Retrospektive Fotografie, in der Fotografinnen und Fotografen wie Paul Citroen, Marianne Breslauer, Martin Munkacsi, Piet Zwart u.a. teils erstmalig publiziert wurden.

Gemeinsam haben wir Skulptur statt Denkmal, ein zwei Jahre dauerndes Skulpturenprojekt im öffentlichen Raum in Düsseldorf, und mit Seth Siegelaub das Projekt The Context of Art / The Art of Context realisiert, an dem wir ebenfalls über einen längeren Zeitraum gearbeitet haben und das seinen Abschluss in einer bereits vergriffenen und gesuchten Publikation fand.

Mitte der 1990er Jahre haben wir einen Projektraum in der Linienstrasse in Berlin-Mitte eröffnet. Sie hat sich damit einen Herzenswunsch erfüllt, als Berlinerin wieder in ihre Stadt zurück zu kehren. Wir sind noch zweimal umgezogen und haben 2016 in unserem Geburtskiez in Berlin-Moabit in einer ehemaligen Samenhandlung Räume bezogen. Ein bis dahin noch unentdecktes Gebiet für die Berliner Galerienszene. Dort haben wir u.a. Marcel Duchamp & Guests gezeigt. „Ick werd verrückt, Duchamp in Moabit“ sagte uns damals ein Galeriebesucher.

Meine liebe Schwester, ich verabschiede mich von Dir mit einem Zitat eines Deiner Lieblingsautoren, dem Berliner Schriftsteller und Bohemien Paul Scheerbart, der Dich seit Beginn Deiner Tätigkeit als Antiquarin und Galeristin begleitet hat:
„Charakter ist nur Eigensinn. Es lebe die Zigeunerin“.

Deine Schwester Marion Fricke





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