Landschaft z. B.

Pressetext M + R Fricke Berlin 2012

LANDSCHAFT z. B.
Flavio de Marco    Friederike Klotz    Pauline Kraneis    Sophia Pompéry

15. September - 27. Oktober 2012

In der Ausstellung Landschaft z.B. werden vier Positionen gezeigt, die das Thema mit unterschiedlichen Mitteln darstellen und bearbeiten. Tradierte Sichtweisen werden auf überrraschende Weise gleichzeitig aufgegriffen und revidiert. Das individuelle Landschaftsbild und der Blick des Einzelnen auf seine Umwelt beinhaltet auch immer die Sicht auf die Welt, die in den künstlerischen Arbeiten reflektiert wird. Landschaftskunst ist nicht nur bloße Abbildung. Sie dient als Illusion von Freiraum und bündelt kollektive und individuelle Perspektiven. Sie offenbart utopische Modellvorstellungen wie auch private Sehnsüchte und Ängste.

In dieser Ausstellung werden Arbeiten von Flavio de Marco, Friederike Klotz, Pauline Kraneis und Sophia Pompéry vorgestellt.

Flavio de Marco (*1975 Lecce) thematisiert Sehnsuchtsmotive, die sich auf die paradiesischen Gefilde Arkadiens berufen, indem er den Blick auf sogenannte intakte Kulturlandschaften lenkt und bloß stellt. Er beschreibt in seinen Arbeiten das Klischeedenken von malerischer Landschaft, das durch Prospektwerbung und schnell verfügbaren, sich ständig wandelnden Internetinformationen geprägt ist und uns den Traum von freier Landschaft und gesunder Natur vorgaukelt. Ergebnis dieser Recherche ist, dass unser Vorstellungsvermögen von Landschaft durch die Werbewirtschaft und dem damit verbundenem Kommerzialisierungsprozess in ein Schablonendenken gezwängt wird. Landschaft wird konsumierbar gemacht, ohne Rücksicht auf die damit verbundene zerstörerische Wirkung.

Friederike Klotz (*1966) entwirft Gegenbilder zur erlebten Realität. Ihre futuristischen Siedlungssysteme und deren streng überwachte Population sind einer rhythmischen Organisation untergeordnet. Unter völliger Preisgabe alles Privaten dominiert das Öffentliche, wird der Einzelne zum Teil des Kollektivs, die Stadt zur hocheffizienten ökonomischen Einheit. Anknüpfend an eine Reihe von Arbeiten, die zwischen privater und öffentlicher Sphäre angesiedelt sind, entwickelt Friederike Klotz mittlerweile ganze Städte, sogenannte Membranstädte, zur Erforschung des sozialen Raums. Friederike Klotz stellt in ihren aktuellen Arbeiten Parallelen zu Knut Ebelings Der Raum als Membran her, in der die „Membran ein diaphanes Medium zwischen Innen und Außen bildet. Sie soll nicht nur für Licht und Luft offen sein, sondern vor allem für Kommunikation und soziale Wechselwirkungen“ (Volker Frank).

Pauline Kraneis (*1970 London). Muster und räumliche Verschränkung spielen eine wesentliche Rolle in ihrer Arbeit, obwohl ihre Zeichnungen meist konkrete Orte oder Gegenstände darstellen. Pauline Kraneis zeichnet zunächst scheinbar exakt nach Vorgabe. Allerdings werden in ihren Aquarellen die einzelnen Farbwerte ihres Motivs wie in einer digitalen Rastergrafik zerlegt. In pointilistischer Manier tastet sie ihr Motiv ab, das sich nach und nach über Farbraum, Farbtiefe und Zwischenräume definiert. Das Bildmotiv wird erst nach längerer Betrachtung lesbar. Im Gegensatz zu digitalen Rasterbildern, kann bei Kraneis keine Bildinformation verloren gehen, es sei denn es ist beabsichtigt. In einer Verschmelzung von Originalität (Bildmotiv) und fiktiver Zeichnung erreicht sie, dass sich eine zunächst abstrakte Darstellung zu einem „Bild“ zusammenfügt.

Sophia Pompéry (*1984 Berlin), diesjährige DAAD-Stipendiatin in Istanbul und Toni und Albrecht Kumm-Preisträgerin, erschafft mit ihren filmischen Arbeiten Räume der Stille. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Vielfältigkeit und poetische Umsetzung aus.Dinge des Alltags und physikalische Phänomene werden mal spielerisch, mal radikal in ihren Videoarbeiten und Objekten umgesetzt und irritieren unsere Sehgewohnheiten. Sie sendet Botschaften aus ihrem künstlerischen Zwischenreich und macht Unsichtbares sichtbar. Dieses Überschreiten von Bildgrenzen zeichnet vor allem ihr filmisches Werk aus. Sie transportiert das Sehen auf eine Ebene, die den Betrachter zur Projektionsfläche werden läßt und alles Herkömmliche erst einmal in Frage stellt, bevor man entdeckt, daß man auf eine optische Täuschung hereingefallen ist.

Sophia Pompérys Arbeiten wurden jüngst in ARTER, einem Raum für Kunst in Istanbul in einer Einzelausstellung mit dem Titel The Silent Shape of Things, kuratiert von Ece Pazarbasi, vorgestellt (21. Juni bis 26. August). Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der in der Galerie verfügbar ist.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.

Press release M + R Fricke Berlin 2012

LANDSCHAFT z. B.
Flavio de Marco    Friederike Klotz    Pauline Kraneis    Sophia Pompéry

Duration 15 September - 27 October 2012

The four positions shown in the exhibition Landschaft z.B. treat and represent the theme of landscape with different means. Traditional views are unexpectedly revisited and simultaneously revised. The individual landscape picture and the individual’s perspective of their environment always include a view of the world that is reflected in the artistic work. Landscape art is not simply a matter of depiction. It serves as an illusion of freedom and bundles collective and individual perspectives. It discloses utopian models as well as private longings and fears.

In this exhibition works from Flavio de Marco, Friederike Klotz, Pauline Kraneis und Sophia Pompéry are presented.

Flavio de Marco (*1975 Lecce) thematizes motifs of longing that refer to the paradisiacal scenery of Arcadia, through steering the gaze to, and exposing, intact so-called cultural landscapes. He delineates in his works the clichéd thinking of painterly landscape, which is shaped by brochure marketing and readily available and constantly changing internet information, and which leads us to believe in a fantasy of a free landscape and a healthy natural world. The result of this inquiry is that our vision of landscape is forced into rigid patterns by the advertising industry and its accompanying commercializing process. Landscape has been made consumable, without regard to the accompanying destructive impact.

Friederike Klotz (*1966) creates antitheses to lived reality. She develops futuristic settlement systems whose strictly monitored population are subordinated to rhythmic organisations. Through the full exposure of all that is private the public dominates; the individual becomes part of the collective, the city a highly efficient economic entity. Following a series of works located between private and public spheres, Friederike Klotz has meanwhile developed entire cities, so-called Membrane Cities, for the study of social space. Friederike Klotz produces in her latest works parallels to Knut Ebeling’s Space as Membrane, which “remodels membrane as a diaphanous medium between inside and outside. It is not just open to light and air, but rather above all to communication and social interactions.”

Pauline Kraneis (*1970 London). Patterns and spatial interconnection play an essential role in her work, though her drawings portray mainly concrete places or objects. In the first instance, Pauline Kraneis draws apparently strictly to specification. However, in her watercolors, the individual chromaticities of her motifs are dissected as if in a digital raster graphic. In a pointillist manner, she scans her motif, which becomes defined via color space, color depth, and intermediate spaces. The pictorial motif is only readable after extended observation. In contrast to digital raster pictures, no picture information can be lost, unless intentionally. In a blend of originality (the pictorial motif) and fictional drawing, she accomplishes an at-first-sight abstract depiction that coalesces as a “picture.”

Sophia Pompéry (*1984 Berlin), this year’s DAAD-scholarship holder in Istanbul, and the winner of the Toni and Albrecht Kumm award, creates rooms of silence with her filmic works. Her works are distinguished by variety and poetic execution. Everyday things and physical phenomena are rendered sometimes playfully, sometimes radically in her video works and objects – unsettling our visual habits.

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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