Pauline Kraneis

Pressetext M + R Fricke Berlin 2019

Tarmac
Ausstellung 8. November – 20. Dezember 2019

Pauline Kraneis beschäftigt sich in ihren neuesten Arbeiten Tarmac mit dem Fliegen und der vom Menschen geschaffenen Geografie des Flugverkehrs. Sie zeigt Flughäfen die nicht, kaum mehr oder unter schwersten Bedingungen angeflogen werden. Sogenannte Geisterflughäfen. Von oben, aus der Perspektive der Fliegenden, sehen wir Orte, an denen ein Landen und Ankommen einst möglich war. Heute aber wird keine Landebahn mehr gepflegt,kein Bodenpersonal würde uns empfangen. Wir halten uns also in der Luft ,in der Ziellosigkeit kreisend. Die Landebahnen, die Führungen auf dem Rollfeld, verlieren an konkreter Bedeutung und werden zu Mustern fiktiver Bewegung. Eine Art Spielbrett ohne Anleitung,ohne Figuren.

Die Serie Tarmac ist als Druckgrafik entstanden und damit in einem für Pauline Kraneis neuen künstlerischen Verfahren. Dennoch sprechen diese Geisterflughäfen exemplarisch für ihre gesamte künstlerische Arbeit, sowohl kompositorisch als auch inhaltlich. Die Tarmacs stellen als grafische Arbeiten eine Erweiterung des Spektrums und die Grenzen zeichnerischer Methoden dar. Die grafischen Arbeiten deuten zugleich auf zwei zeitliche Bewegungen: auf den Moment des Druckens und auf die Bewegung, die diesem vorausgehen, die zeichnerische Bearbeitung des Druckstockes. Der Druckstock ist eine in sich fertige Zeichnung, führt aber zugleich, mit einem gewissen Eigenwillen, die Bildentstehung fort. Die Künstlerin gibt das Bild somit ein kleines Stück aus der Hand und lässt den Zufall und das Glück mitwirken.

Darin ist wichtig zu sehen, dass Kraneis eine Zeichnerin ist, aber eben nicht ausschließlich zeichnet. Ebenso intensiv sammelt sie Bilder. In Fotografien und Installationen stellt sie Bezüge her, die die Realität in ihren Zeichnungen einerseits einbindet, andererseits aushebelt. Sie schneidet, verbindet und verlegt Bildfragmente, baut neue Räume. In der Aneignung verschiedener Methoden reflektiert und definiert sie in ihrer Arbeit das Zeichnen als Medium.

Was ist eine Zeichnung? Die Antworten, die wir von Pauline Kraneis bekommen, sind klar: Das Zeichnen ist ein Zeitmedium. Die Zeichnung verrät immer auch etwas über ihre Entstehung. Gleichzeitig, und das erzeugt die angehaltene Spannung in den Arbeiten, geht diese deutliche Antwort immer mit einem ebenso deutlichen Hinterfragen einher. Es wird uns vermutlich nie gelingen, unsere Zeitwahrnehmungen mit denen der anderen nachweisbar in Einklang zu bringen. Aber wir werden bestimmt nicht aufhören es zu versuchen, weil es den meisten ein Wunsch ist, sich miteinander zu verbinden. Räumlich wie zeitlich. Von diesem Versuch der Verbindung unserer Wahrnehmung erzählen die Arbeiten Kraneis´.

Alice Goudsmit (Auszug aus: Pauline Kraneis. Lost And Found. In: Passage, Argo Books, 2019)

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.

Press release M + R Fricke Berlin 2019

Tarmac
Exhibition 8 November – 20 December 2019

In her most recent series Tarmac, Pauline Kraneis deals with flying and the man-made geography of air traffic. The works show abandoned airports, airports that are not at all or hardly approached anymore or only under the most difficult conditions – so called ghost airports. From above, from the perspective of those flying, we see where landing and arrival were once possible. Today, however, there is no runway maintained, no ground crew to welcome us. So we stay airborne, cruising without a destination. The runways and guidelines on the tarmac lose their concrete meaning and become patterns of fictitious movement. A kind of board game without instructions and devoid of pieces.

Tarmac is a series of prints, and as such, represents a new technique in Pauline Kraneis’s body of work. And yet, these abandoned airports are exemplary for her artistic practice as a whole, in terms of both composition and content. As graphic works, Tarmac represents an extension of the spectrum of the methods and limitations within drawing. Printmaking points to two temporal movements: the moment of printing and that which precedes it, the drawing on the printing block. The printing block is a drawing in its own right, but at the same time and with a certain wilfulness, it adds to the creation of the printed work. The artist thus surrenders a part of the work by allowing chance and luck to participate.

It is important to know that Kraneis is an artist who draws, but not exclusively; she collects images with equal intensity, using these as material and reference for her drawings and installations. She cuts, connects, and relocates image fragments, thereby building new spaces. Appropriating various methods, she reflects on and defines drawing as a medium of her work.

What is a drawing? The answer from Pauline Kraneis is clear: drawing is a time-based medium. Drawing always reveals something about its own creation. At the same time – and this generates a sensation of suspense in the work – her unequivocal response is called into question. We may never succeed in verifiably harmonising our perceptions of time with those of others. But we will certainly not stop trying, because most people want to connect with each another – in space as well as in time. Kraneis’s work speaks of this attempt to connect in terms of our perception.

Alice Goudsmit (From: Pauline Kraneis. Lost And Found. In: Passage, Argo Books, 2019)

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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